Der eine sagt so…

 

… der anner so, sagt unser weiser Freund Johannes

 

Es ist heiß, zum ersten mal auf unserer Reise richtig heiß. Und es liegt seit Tagen Rauch in der Luft. Über hunderte von Kilometern sind die Waldbrände zu riechen und zu sehen. Die  Landschaft tut ihr übriges. Trockenes Gras, allenfalls kniestrumpfhoch mal hier und da ein genauso dürres Gestrüpp, selten ein Haus, häufiger mal ein Schuppen und Rinder, die träge in der Hitze liegen. Mitten in dieser Prärie schlagen wir unser Nachtlager auf – Thomas liebt diese Öde. Und die Szene wirkt skurril. Wir sind nicht weit vom Highway weg, vorne an der Kreuzung steht ein Gebäude, das jedem Western gerecht würde. Wir wissen nicht, was es ist – eine Art Kneipe, sie hat nur am Wochenende auf. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Fehlt nur noch, dass Thomas sein Pferd vorne vorm Saloon fest macht…

 

 

 

 

Am nächsten Morgen geht es genauso weiter – Kilometer um Kilometer immer dasselbe Bild und es wird wieder heiß, es ist wieder diesig vom Rauch der Waldbrände. Ich träume von Bergen, Grün und einem tiefblauen Waldsee. Der Plan für heute sieht aber anderes vor.

Auf unsrer Strecke liegen die „Craters of the Moon“. Und die wollen besichtigt werden.

Es ist ein mehrere Hektar großes Lavafeld. Dunkelbraune Steinbrocken liegen in großen Haufen. Mich erinnert das ganze erstmal eher an einen sehr großen Baustoffhändler, der sich hier in der Weite so richtig austoben kann. Oder ist es vielleicht Garzweiler 2.0?

 

Kurzum nach fünf Minuten hab` ich eigentlich genug gesehen. Thomas dagegen ist begeistert. Wir fahren in das Nationalparkgelände, es sieht immer noch aus wie auf einer Großbaustelle. Guck mal, da kann man jetzt richtig sehen, wie die Lava geflossen ist, begeistert sich Thomas zunehmend. Was ich sehe, sieht aus, als hätte ein gigantisches Tier mal so alles von sich gegeben, was sein Darm so hergibt. Riesige, frische, dunkelbraune Kuhfladen. Dann gucken wir in ein Loch, in dem unten noch letzte Schneereste liegen… und Thomas versucht eine ganze Weile seine Begeisterung mit mir zu teilen, beißt da aber auf Granit. Nein, ich find` nix schön und es fasziniert mich auch nicht. Auch nicht, wenn das Lavafeld, das wir in Kanada schon gesehen haben, dagegen doch einpacken kann, wie Thomas meint. Auch nicht, wenn hier in den sechziger Jahren amerikanische Astronauten ihre Spaziergänge auf dem Mond geübt haben… NEIN.

 

Schließlich fotografiert Thomas die Dinosaurierfladen, vermutlich in der Hoffnung dann irgendwann doch noch seine Begeisterung mit irgendwem teilen zu können.

Weiter geht`s einen guten Kilometer über einen Pfad Mitten durch die Fladen bis zu einer Höhle, die von einer riesigen Lavablase vor tausenden von Jahren hier hinterlassen wurde. Schöner wird sie dadurch nicht. Thomas aber ist weiter fasziniert und mir ist das weiter alles völlig Schnuppe. Immerhin vielleicht ein besseres Fotomotiv und ringsum wieder gigantischer Dinosaurierpups…

 

 

 

 

Auf dem Rückweg gucke ich kurz vorm Parkplatz in zwei entnervte Augenpaare. Die beiden Jungs, vielleicht zehn oder elf Jahr alt, tapern lustlos hinter ihren Eltern her – Gleichgesinnte, denk` ich. Und die beiden tun mir sofort leid. Ich kann mir die Monologe ihrer Eltern gut vorstellen, eine kleine Geologiestunde übers Fladenland. Kopf hoch Jungs, denke ich, immerhin wartet am Ende des Wegs noch `ne Höhle auf euch.

 

Ich hab`s geschafft. Wir sind durch und der eine sagt halt so und der anner so…