Good Friday

 

Habt ihr gewusst, dass der Karfreitag auf Englisch „good Friday“ ist? Ich nicht, hab` also wieder was gelernt. Ich weiß, eigentlich sollten wir ja Spanisch lernen…

 

da sind wir aber auf einem traumhaft schönen Platz am Lago Atitlan, der von einem Franzosen betrieben wird.  Wir haben einen tollen Blick auf die Vulkane rings um den See und unsere Nachbarn sind ein Paar aus Kanada, ein Paar aus den USA und Kolumbien und Liz und John, US-Amerikaner, die auf Hawaii leben – die Amtssprache in unserer „semana santa“ (Karwoche) ist also Englisch.

 

Wir schließen schnell Freundschaft mit Liz und John, der eigentlich Johann heißt – um genau zu sein Johann, Adam, Maria… (und noch ein paar Vornamen, die ich mir nicht gemerkt hab`) von Krusenstiern. Seine Eltern stammen aus Deutschland, er hat eine irre Familiengeschichte und die beiden räumen so mit allem auf, was Unsereins gerne an Vorurteilen über die total oberflächlichen Amis mit sich rumträgt. So verbringen wir eine Reihe von sehr interessanten und lustigen „Happy hours“ zusammen.

 

Liz ist in Alabama aufgewachsen, Rinder und Pferde waren bei ihr zu Hause das große Thema, mit Christentum und Kirche hatte ihre Familie aber so gar nix am Hut. John erzählt uns also, wie er mit ihr zum ersten Mal Deutschland besucht hatte. Die beiden waren schon in einigen Museen, als Liz schließlich gefragt hat, was das denn das immer mit dieser Lady und dem Baby sei…

Entsprechend interessiert ist sie jetzt auch an all dem „Easter-stuff“, den wir uns dann gemeinsam rund um den See angucken.

 

In Guatemala ist der Karfreitag der Haupttag der Feierlichkeiten und für uns beginnt der Tag früh am Morgen mit einem Spaziergang in den Nachbarort. Um 9 Uhr soll es da die erste „demonstration“ geben und tatsächlich hat sich die Gemeinde hier schon auf ihren reichlich geschmückten Weg gemacht, als wir eintreffen. Wir stehen damit für Fotos etwas ungünstig, als Jesus am Kreuz und „another doll“ zur Kirche getragen werden. Da taucht neben uns ein Polizistenpaar auf. Sie fragen, ob wir Fotos machen, ich sag „ja“, Thomas „nein“, die beiden verstehen zum Glück nichts und führen uns über ein paar Schleichwege an der kompletten Prozession vorbei –wir danken, es folgt ein schneller Fototermin…

 

 


 

Und wir sehen die "dolls" von vorne – wow!

  

 

 

 

Wir sind alle schon sehr beeindruckt, als wir uns mit dem Boot auf den Weg nach San Juan machen. Hier ist die Prozession erst in der Nacht. Der Weg wird damit auch erst am frühen Karfreitagnachmittag vorbereitet. Der komplette Ort ist auf den Beinen, die Stimmung ausgelassen und fröhlich. Musik – mal Pop und Rock, mal eher guatemaltekischer Schlager liegt über dem Dorf und alle sitzen auf der Straße, um ihrem Jesus den letzten Weg zu schmücken. Jeder hat sein Straßenstück, das gemeinsam mit den Nachbarn und Freunden in einen sagenhaften Teppich aus bunten Sägespänen oder Reisig und Blumen verwandelt wird. Stundenlang schlendern wir durch die Straßen oder sitzen an Hauswänden, um dem Spektakel zuzusehen – schließlich sind wir so voller Farben und Eindrücke, dass wir beschließen den nächsten Tagesordnungspunkt – weitere „demonstrations“ und noch mehr „dolls“ zu streichen.

 

 

Wir nehmen das nächste Boot „nach Hause“, lassen den Tag mit Schrimps, Pasta und Wein ausklingen, den ganzen Easter-Stuff noch mal an uns vorbeiziehen und sind uns einig:

 

Ja, das war ein guter Freitag.