Tote Steine und große Löcher

 

 

„ Der Grand Canyon ist einfach nur ein großes Loch“, sagt die US-Amerikanerin, die wir beim Dinosaurier-Pups treffen. Aber ringsum die ganzen Nationalparks, die müssten wir sehen. Und wir sehen sie!

 

Wir sind auf Nationalparkrundreise durch Utah, Arizona, Nevada und Kalifornien. Ach nee- stopp. Der erste ist der Yellowstone. Und spätestens hier wird: „Was er sich dabei wohl gedacht hat“, für uns zum geflügelten Wort. „Er“ ist der „liebe Gott“, der sich an toten Steinen und großen Löchern in dieser Ecke der Welt wohl so richtig ausgetobt hat.

Mal blubbert oder spritzt heißes Wasser aus weißen, orangefarbenen oder türkisblau-grünen Steinplatten, mal haben Wind, Wasser und Sonne bizarre Formen aus dem Stein gedrückt.

Yellowstone, Arches, Teton, Zion, Canyonlands…. mich beeindruckt am meisten der Bryce-Nationalpark.

Dort nämlich hat „er“ definitiv eine Spielpause eingelegt. Vermutlich hat er hier einen kompletten Samstag seiner Schöpfung mit Petrus am Sandstrand gespielt. Die beiden haben hier Tropf-Sandburgen gebaut. „Er“ hat sich `ne Hand voll Sand gepackt, Petrus mal eben ein paar Tropfen Regen dazugegeben, und tropf, tropf, tropf haben sich die beiden an ihren Burgen und Schlössern erfreut – sie konnten gar nicht mehr aufhören. Und um den ganzen dann die Krone aufzusetzen, haben sie noch ein bisschen Farbe angerührt, um rote Streifen in ihre Burgen und Schlösser zu malen. Danach ging`s dann, weil ja Samstag war, in die Badewanne. Und vielleicht war es dann der Sonntag, an dem -frisch gebadet- das große Loch dran kam.

 

Nein, der Grand Canyon ist mehr als ein großes Loch – er ist ein gigantisches Loch. Und allein wegen seiner unglaublichen Ausmaße fasziniert er eigentlich selbst mich Höhenangstgeplagte…hätte ich nicht noch schlimmere Höhenangst für all die…  

 

 

 

Es gibt „sichere Orte“, von denen aus auch ich in die Tiefe gucken kann – oder vielmehr könnte. Wären da nicht die Heerscharen Todessehnsüchtiger ringsum. Egal ob auf Krücken, mit Flipflops, Hintern so breit, dass sie sich schon auf dem geteerten Weg kaum voranschieben lassen… einfach nur der Blick in die Tiefe reicht nicht aus. Sie schlängeln sich an jeder Absperrung vorbei, sie stehen fünf Zentimeter vor der Abbruchkante und können sich selbst kaum aufrecht halten. Dazu die sonnenschirmbeschirmten Asiaten, die mit ihrer Selfiestange kurz vor vor der Tiefe balancieren – nicht mehr wissen, ob sie kurz vorm Abgrund  nach dem Schirmchen greifen oder doch besser noch ins Handy lächeln sollen – es ist zum brüllen aber ich hab die Schweißhände!

 

Zum Abschluss gibt`s dann noch das Death Valley. Und anders als der Name verheißt treffen wir hier keine Todessehnsüchtigen mehr. Wir gehen raus auf einen Salzsee. Am Anfang des Weges ist das Salz so festgetreten, dass es aussieht wie eine stumpfe Eisfläche. Ein Stück weiter wird es schroffer und knarrt unter unseren Schuhen. Dann stehen wir ganz alleine in der riesigen Salzkruste, die sonnenbeschirmten Asiaten sind  schon ein paar hundert Meter nach dem Parkplatz mit ihren Selfies umgekehrt – es ist mucksmäuschen still, das Salz scheint jeden Ton zu schlucken.

              

 

Auf dem Rückweg kommt uns einer barfuß entgegen, sichtlich kein Asiat! Mir brennen die Füße auch in den Schuhen, immerhin die Handflächen bleiben diesmal trocken. Ich frag mich trotzdem, was er sich dabei wohl gedacht hat?